Ausstellung zur Täufergeschichte

Montag, 30. Oktober 2023

Im Schloss wurden Täuferinnen und Täufer bis ins 18. Jahrhundert inhaftiert und «bearbeitet», ihrem Glauben abzuschwören. Taten sie es nicht, wurden sie nach Bern überführt, dort weiter verhört, misshandelt, auf Galeeren verschickt, ausgewiesen oder gar hingerichtet. Eine gehaltvolle Ausstellung im Schloss zeigt nun die «Wege zur Freiheit», die Prägung des Täufertums und seinen meist leidvollen Gang in die Welt.

In der 1408 geschaffenen Landvogtei Trachselwald spielte sich ein grosser Teil des Berner Täuferdramas ab. Gegenüber dem Bergfried, in dem die Täuferverliese zu sehen sind, befindet sich seit zwei Jahren die Ausstellung – in Räumen, die zuvor während Jahrzehnten als Gefängniszellen dienten.

Schimpf und Schande
Sieben Räume vertiefen thematisch, was im Eingang und im Korridor im Überblick geboten wird, zu sieben Themen: Fromm und Frei, Schimpf und Schande, Lieben und Loben, Verfolgt und Vertrieben, Bleiben und Leiden, Hoffen und Heilen, Vergeben und Versöhnen. Die Räume schlagen mit Bildern, Texten, Grafiken und Audiofiles den Bogen von der Geschichte und dem geistlichen Erbe der frühen Täufer bis zur Frage, welche Erinnerungskultur heute zu pflegen ist.

In der Ruhe des Schlosses, abseits der Touristenströme, führt die Ausstellung hinein in eine der schmerzhaftesten Epochen der Berner Geschichte. Hunderte Männer und Frauen, tüchtige Bauern und liebende Mütter, wurden wegen ihres täuferischen Glaubens, der sich in der Verweigerung der Kindertaufe und des Waffendienstes äusserte, ihrer Ehre und Existenz beraubt und aus der Heimat vertrieben.

Späte Schritte zur Offenheit und zur Versöhnung
Einen Durchbruch in der klareren Wahrnehmung des Unrechts schaffte das Emmentaler Täuferjahr 2007. Im November 2017 folgte die öffentliche Bitte des Berner Kirchendirektors Christoph Neuhaus um Entschuldigung. «Wie könnten Sie und ich leben, wenn es die Bitte um Vergebung nicht gäbe?», fragte der Regierungsrat in einer Veranstaltung im Rathaus. «Kein Mensch kann rückgängig machen, was einmal getan wurde. Aber wir können sehen, was gewesen ist. Es aufnehmen, anstatt zu verdrängen. Es als unsere gemeinsame Geschichte anerkennen, anstatt von uns abzuspalten.»

Die Ausstellung im Schloss Trachselwald ergänzt in aufwühlender Weise die Anstösse des nahen EGW-Themenwegs «Versöhnung».


Peter Schmid, Redaktion · www.wege-zur-freiheit.ch