Vom Leistungssport fürs Glaubensleben lernen

Mittwoch, 13. März 2024

«Meine Motivation, ein eigenes Rennvelo zu besitzen, ist durch die technische Faszination gekommen. Als ich in der Oberstufe bei einem Freund aufs alte Citybike mit Rennvelo-Bereifung sitzen durfte, war ich hell begeistert, wie schnell man mit relativ geringer Anstrengung vorankommt.» So führte eines zum andern: ein eigenes Rennvelo, Beitritt zum Radclub, erste regionale Rennen, erste nationale Rennen, Erfolge, Aufnahme ins Nationalkader der Junioren nach nur einem Jahr bei den nationalen Rennen. Mittlerweile bin ich Mitglied des U23-Bahnkaders, fahre jedoch immer noch Strassenrennen.

Die grössten Erfolge
Bei der Junioren-Bahn-Weltmeisterschaft belegten wir den 4. Platz in der Mannschaftsverfolgung und den 6. Platz in der Disziplin Madison. Im letzten Jahr fuhr ich in meinem ersten Weltcup in der Elite auf den 13. Platz im Finale des Madison. In derselben Disziplin gewann ich Ende Jahr noch die Silbermedaille bei der Elite-Schweizermeisterschaft. In all den Erfolgen ist für mich jedoch wichtig zu sehen, dass Gott mich auf dieser Reise geführt und immer wieder vor schlimmen Stürzen bewahrt hat. Es gibt sehr viele Situationen, in denen ich auf wunderbare Weise eine Chance erhielt oder unerwartet ein gutes Resultat gefahren bin, was mich letztlich dahin geführt hat, wo ich jetzt bin.

Der Glaube in Sport und Alltag
In der Sportwelt hilft mir der Glaube enorm viel. Ich darf trotz Höhen und Tiefen wissen: Ich bin nicht definiert durch die Umstände. Ich soll meine Identität nicht auf die vergänglichen Sachen bauen. Im Moment stelle ich mir folgende Frage: Bin ich im Sport (oder generell im Alltag) unterwegs als ein «Konsument» oder nutze ich meine Position als «Missionar»?

Wenn der «Konsument» in den Hintergrund rückt, entstehen viele spannende Gespräche und der «Missionar» wird grösser. Gerade mit Menschen, mit denen man mittel- oder langfristig unterwegs ist, ist eine Beziehung von Vertrauen und Authentizität besonders wichtig. Wenn bei ihnen nach einiger Zeit das Interesse dafür steigt, was ich neben dem Sport noch mache, kann ich auf einer ganz anderen Grundlage aufbauen, als wenn ich von Anfang an «das Haus stürme» und den Leuten Jesus um die Ohren haue.

Umgang mit Misserfolgen
Bis jetzt habe ich zweimal eine Selektion (einmal Elite, einmal U23) für die Bahn-Europameisterschaften aus gesundheitlichen Gründen nicht geschafft. Das ist eine besonders schmerzliche Erfahrung, wenn ich genau weiss, dass die Leistung reichen würde, diese aber nicht abruf-
bar ist. In diesen Momenten ist es wichtig, einen Schritt zurück zu machen und mit etwas Abstand auf die Situation zu blicken. Wenn ich dann meinen Blick auf Gott gerichtet habe, dann werden diese Umstände relativ schnell wieder klein. Genau solche Umstände halten mich demütig und lassen mich in den Fokus rücken, was wirklich zählt.  

Wisst ihr nicht, dass die, welche in der Rennbahn laufen, zwar alle laufen, aber nur einer den Preis erlangt? Lauft so, dass ihr ihn erlangt! Jeder aber, der sich am Wettkampf beteiligt, ist enthaltsam in allem — jene, um einen vergänglichen Siegeskranz zu empfangen, wir aber einen unvergänglichen.
So laufe ich nun nicht wie aufs Ungewisse; ich führe meinen Faustkampf nicht mit blossen Luftstreichen, sondern ich bezwinge meinen Leib und beherrsche ihn, damit ich nicht anderen verkündige und selbst verwerflich werde.
1. Korinther 9,24-27 (SLT)

Spannend finde ich jene Verse in der Bibel, welche das Glaubensleben mit dem Sport vergleichen. Es werden Eigenschaften genannt wie Disziplin, Ausdauer, Selbstbeherrschung, laufen, nicht müde werden, streben nach dem Ziel etc. Genau mit diesen Anforderungen bin ich als Sportler mehr konfrontiert als der Durchschnittsbürger.

Umso spannender ist es, mit meinen Erfahrungen auf mein Glaubensleben zu schauen und Vergleiche zu ziehen. Wenn ich Kameraden im Sport beobachte und sehe, was die alles hingeben, um besser zu werden und erfolgreich zu sein und wie viel es kostet, zur Weltspitze zu gehören, ist das beeindruckend. Aus diesem Blickwinkel erhalten die Bibelworte ein ganz anderes Gewicht. 

Wenn Menschen für etwas Vergängliches so viel zu opfern bereit sind, wenn sie mit so viel Disziplin über Jahre dranbleiben, wie viel mehr sollten wir, die wir fürs Unvergängliche laufen, mit Disziplin und Ausdauer, mit dem Ziel vor Augen in unserem Glaubensleben unterwegs sein?! So lasst uns vorwärts gehen, wie es Gott gefällt, damit wir am Ende unseres Lebens die Worte von Paulus mit Freude in den Mund nehmen können:

7 «Ich habe den guten Kampf gekämpft, den Lauf vollendet, den Glauben bewahrt. 8 Von nun an liegt für mich die Krone der Gerechtigkeit bereit, die mir der Herr, der gerechte Richter, an jenem Tag zuerkennen wird, nicht aber mir allein, sondern auch allen, die seine Erscheinung lieb gewonnen haben.»
2. Timotheus 4,7-8 (SLT)

Text: Emanuel Wüthrich | Bilder: Zur Verfügung gestellt